Hat Ihnen schon einmal jemand vorgeworfen kleinkariert zu sein und Sie wussten mit dem Wort nichts anzufangen? Oder aber Sie kennen dessen Gebrauch, fragen sich aber, woher diese Redewendung stammt?
Niemand möchte „kleinkariert“ sein
Was zu Beginn gleich ganz sicher festgestellt werden kann ist, dass dieser Begriff kein Kompliment ist. Tatsächlich bedeutet er so etwas wie engstirnig, pingelig, stur, borniert oder sich (zu) eng an Vorschriften zu halten.
Ein Mensch, der sich schwertut, Neues zuzulassen oder andere ständig innerhalb des eigenen Wertesystems streng beurteilt, kann als kleinkariert bezeichnet werden.
Vielleicht haben Mutter oder Vater eine Entscheidung getroffen, die dem eigenen Nachwuchs wenig Freiräume lässt und ein außenstehender Mensch bezeichnet diesen Mangel an Freizügigkeit als „Kleinkariertheit“.
Doch woher stammt dieser Ausdruck?
Obwohl das Wort fester Bestandteil unserer Sprache und in jedem Duden zu finden ist, weiß man nicht mehr woher es stammt oder in welchem Zusammenhang es sich ursprünglich gebildet hat.
Es kommt natürlich sofort der Vergleich mit engen Linienmustern auf Millimeterpapier in den Sinn. Eventuell entstand es in frühen Zeiten der Bürokratie, als enge Linienmuster auf Formularen oder Schriftstücken mit „Kleinlichkeit“ in Verbindung gebracht wurden.
Denkbar wären auch Register, Grundbücher oder Pfandbücher, in denen der kleinkarierte Teil, in dem Zahlen oder Schulden eingetragen wurden, eine besonders strenge oder hartherzige Bedeutung annahm. Passend dazu werden Behörden oder Beamte, die sich streng an Vorschriften halten auch heute noch sehr gerne als „kleinkariert“ bezeichnet. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem Geldleiher, der sich in hartherziger Weise einen Betrag bis auf den letzten Cent zurückzahlen lässt.
Solche Menschen stellen irgendwelche Gesetzmäßigkeiten oder engstirnige Ansichten über eine Entscheidung des Herzens oder der Großzügigkeit. Im übertragenen Sinne sind sie einfach nicht in der Lage, über die engen Felder auf dem Papier oder Vorschriften hinaus zu denken. Sicher geklärt ist dieser Zusammenhang jedoch nicht.
Über die Entstehung von Idiomen und geflügelten Worten
Als Idiom werden Wortkombinationen bezeichnet, die einen ganz eigene Bedeutung entwickelt haben, die vom eigentlichen Sinn der einzelnen Wörter stark abweicht. Kleinkariert ist nur ein Beispiel davon. Wir sprechen auch vom „Bindfäden regnen“, „Kohldampf haben“, „sich grün und blau ärgern“ oder vom „Blaumachen“. Sicher haben all diese Redewendungen irgendeinen historischen Bezug und sind irgendwann ganz ähnlich wie die recht neuen Idiome „Warmduscher“ oder „Couch Potato“ entstanden. Manchmal erklären sich diese, auch als geflügelten Wörter bezeichneten, Redensarten und Begriffe bis heute von selbst. Bei anderen verliert sich der Zusammenhang über die Zeit und ganz so scheint es eben auch im Falle von „kleinkariert“ gewesen zu sein.
Das Gegenteil von kleinkariert
Jetzt könnte man meinen, dass zu einem kleinkariert auch ein großkariert existiert. Das ist jedoch nicht der Fall! Das Gegenteil der Kleinkariertheit ist Großzügigkeit. Je nach Zusammenhang könnte man in gegenteiliger Weise auch von Freizügigkeit, Weltoffenheit oder Großherzigkeit sprechen.